NachtLicht

Das nächtliche Denken führt und verführt mitunter dazu, die heraufziehenden Tage vorausträumend und, als verschwimmend fragliche Zukunft, gering zu schätzen, ja sogar flüsternd zu fragen: Hätte all das „lichtscheue Gesindel“ nicht ein wenig mehr nachsichtige Beachtung verdient, wenn die Nacht als „Freundin der Wahrheit“ bezeichnet werden konnte und dafür gilt?

Die (Nacht)Gedanken sind immerhin frei genug, um für möglich zu halten, dass die ihnen zugesprochene Freiheit eine Illusion ist, bzw. es sich überhaupt ganz anders verhalten könnte. Insofern ist es praktisch oder tatsächlich bedeutungslos, wie frei ich mich fühle, sobald ich entdecke, wie und mit welchem Interesse versucht wird, mir einen Tauschwert für die Ware Freiheit einzureden; beispielsweise und aktuell, vermutlich auch sehr gern (wie es zurzeit überall dienstfertig schallt), angeboten vom deutschen Bundespräsidenten persönlich, als pseudo-intellektuelle Gleichung, in der Freiheit zur Verantwortung umgetextet wird.

LICHT, soviel wird täglich klarer, gibt es nur jenseits all jener, dank ihrer Geschwätzigkeit, Gewählten:

„Wir machen hier was für das Leben, also machen wir auch was gegen rechts.“ – O-Ton in einer Reportage, die von einem Bürger einer Kleinstadt im Nordosten Deutschlands berichtet, der dort, wo es inzwischen 15% Nazi-Wähler gibt, ein Theater betreibt.
„Mehr als Trost ist: Auch du hast Waffen.“ Franz Kafka, Tagebücher (1923)