Das Gewissen, insbesondere das gute, hat einen guten Ruf – zu Unrecht! Der politisch oder religiös motivierte Attentäter tötet genauso guten Gewissens wie diverse Staatsoberhäupter guten Gewissens töten lassen. Gewiss ist allenfalls die jederzeitige Dienstbarkeit dessen, was Gewissen genannt und atemzuggleich so getan wird, als ob jeder darunter das gleiche verstehen würde bzw. wollte.
Ohne allerletzte Gewissheit entscheide ich mich dafür, am liebsten guten Gewissens gewissenlos sein zu wollen.
Der „Spinner“ verdankt seine Bezeichnung einem Lebewesen, dessen Kunstfertigkeit allergrößte Bewunderung verdient. Klammer auf: Die von Friedrich Nietzsche so vehement und mit jedem Recht eines „allzu menschlichen“ Freigeists geforderte Umwertung der Werte und ihrer Ordnungen, auch und gerade in Gestalt der sie zum Ausdruck bringenden Worte, hat (nicht nur) nicht einmal begonnen; sie wird „nachhaltig“ und mit allergrößter Macht verhindert durch das Geschwätz von der Werte-Gesellschaft, vorgetragen von ihren heutigen Profiteuren aus Politik und Wirtschaft :Klammer zu.
So unbemerkt wie unwidersprochen wurde etwa aus dem Arbeiter der Arbeitnehmer, der – durchaus im Gegenteil – seine Arbeitskraft ja hergibt, während der Kapitalist (oder Fabrikbesitzer) zum Arbeitgeber umgelogen wurde, der – ebenfalls ganz im Gegenteil – die ihm angebotene Arbeitskraft zum jeweils ausgehandelten Marktpreis nimmt. Verkehrte Welt? Nein, verkehrte Werte!
„Worte muss man immer von neuem SICHTEN.“ Rahel Varnhagen (Hervorh. L. N.)