Einmal Außenseiter…

Damals, vor sehr langer Zeit, als noch nichts so wichtig war, als dass es nicht sofort wieder unwichtig werden konnte – damals lebten wir Kinder, tief im Süden von Berlin, barfuß auf der Straße; jedenfalls so lange es nur ging. Und es ging vom späten Frühling bis zum frühen Herbst, vom frühen Nachmittag bis zum frühen Abend und so oft es geduldet wurde, von Seiten der Erziehungsberechtigten. Doch allein schon aus finanziellen Gründen galt es den Sommer über auch von Seiten der Erwachsenen als durchaus erwünscht. Füße waschen und ab ins Bett!

Und nur dieses Auf-der-Straße-Sein erschien uns als das Leben, das wir am liebsten immer so für uns behalten wollten.

„Nicht zu den Schlechtesten zu gehören“, meint Seneca, „wäre schon gut.“

Der wahre Spieler spielt nicht, um zu gewinnen, sondern um zu verlieren. Nur die jederzeitige Möglichkeit, zu verlieren, entfacht die Lust und die Leidenschaft als Entgegenfiebern. Der dauerhafte Gewinn beendet jedes Spielen, entzaubert es geradezu, weil Sinn und Wesen des Spielbegriffs einzig und allein in der Dialektik von Sieg und Niederlage aufgehen, ja: sich darin erst verwirklichen.

Der, in diesem Sinne, ehrliche wie wahrhaftige Spieler wird zum Außenseiter, der die Außenseiter liebt, ja lieben muss, um mit Überzeugung darauf wetten zu können, dass sie gewinnen. Und Je mehr er sie liebt, desto größer ist seine Leidenschaft, desto tiefer ist er Spieler. So gering seine Chancen auch objektiv sein mögen – für ihn, wenigstens darin ist er sicher, kann es nur dann gut oder immerhin besser werden, wenn er sich nicht davon abbringen lässt, die Außenseiter zu seinen Favoriten zu machen. Wer also auf den Spieler setzt, vertraut ihm auch als Außenseiter und oft wird er vergeblich gehofft haben, aber am Ende vielleicht trotzdem sagen: Es hat sich – ganz unerwartet – gelohnt!

An die Nachtwache der Freundlichkeiten

Jeden Tag nur ein Wort

das noch bleibt für die Nacht

nur ein einziges Wort

in die Stille gedacht.