Irrlichter

Das sentimentale, wohlfeile und -gefällige Gerede von der in diesem und jenem Kunstwerk (un)sichtbaren, spürbaren, jedenfalls zum Ausdruck gebrachten Erinnerung an die „Vergänglichkeit allen Seins“ war schon immer nichts als eine glatte Lüge; genauso wenig kann eine Frage im „Raum stehen“ oder „etwas aus dem Nichts“ kommen. Nichts ist vergänglich und erst recht nicht die Lüge, ob als Täuschung oder irrlichternd, wie die Musen sangen: „Wir verstehen uns darauf, viele Lügen zu sagen.“ Was vergeht, ist nur das, was wir Zeit nennen; keine Kunst, die davon nichts wüsste…

Und jetzt, am Nachmittag dieses Sommers, ist von hier aus zu sehen und zu hören, wie sich ein paar, noch kraftvoll grüne Blätter vom benachbarten Baum lösen, dann sehr langsam, windbewegt, zu Boden trudeln und mit nie zuvor gehörtem Rascheln sicher landen. Still ist es auf einmal, mitten in der Stadt.

Wer gesund werden will, muss Stille um sich versammeln. Es ist der Lärm der Welt, in jeder Bedeutung oder Spielart, der krank macht. Kranke können nichts (mehr) beitragen zur Veränderung der Welt.