bookmark_borderUn-Worte

(Vorläufiger Vorschlag für die) Unworte der Jahre 2012 – 2014, aus dem „ganz entspannten und echt unaufgeregten“ Jargon der Uneigentlichkeit (⇒ Habermas) und seiner Lautsprecher des Sports, der Politik, der Talkshows usw.:

nicht wirklich / unglaublich / spannend / lückenlose Aufklärung / an dieser Stelle / am Ende des Tages / der festen Überzeugung / definitiv / ein Stück weit / sensationell / unfassbar…

bookmark_borderNachtnotiz 9

Allnächtliche Nachrufe, Nachworte, Nachtworte –  ins Dunkle gedacht,, unausgesprochen, fast unausweichlich; und auch diese Freiheit führt direkt in  Friedrich Nietzsches „Einsamkeit der Wälder“. Empfänger: meist unbekannt, nicht zu ermitteln. Und dennoch: tägliches Sollen als Sein gegen das Haben; es sei denn als Angst, Tag für Tag überwindbar, nie endgültig. Aber das ist nicht zu beklagen.

Zwischen zwei Waldwegen, die ungefähr parallel zueinander verliefen, der eine etwas oberhalb des anderen, versuchte er, mehr auf und ab steigend als gehend, die einmal gewählte Richtung nicht aus den Augen zu verlieren. Manchmal wechselte er, absichtslos und ohne jeglichen Impuls dazu, das Tempo. Wenig später war ihm dieses auf und ab steigende Gehen als eine gültige Auskunft über die Freiheit erschienen.

bookmark_borderNachtnotiz 8

Bei Begriff und Behandlung des Stotterns als Sprachfehler oder Sprechstörung wird übersehen, dass der Stotterer nur gründlich hörbar den immer nötigen Zweifel und das nie versiegende Misstrauen auf den Punkt bringt, wovon der ganz „normale“ Redefluss sonst nichts zu wissen scheint und darin seine Ordnung findet. Die Angst des Stotterers, nicht sagen zu können, was der Gedanke meint, die Angst, unerhört zu bleiben, die das Sagen ins Versagen schickt, indem sie ihm den Atem nimmt; die Angst gehetzter Worte, die Verfolger vor sich und im Nacken spürend – davon befreit nur Nähe, ohne die Verständigung nicht möglich ist.

In der Nacht wird mit der Finsternis gehandelt, und die Angebote sind nicht schlechter oder minderwertiger als die des Tages. Die Farben der Nacht – sie glänzen zwar matt, aber sie glänzen.

Die Einsamkeit hat zu Unrecht einen schlechten Ruf; sie bleibt dem, was es heißt, zu leben, näher befreundet als alle Geselligkeit.

Worum es geht? Um das, was heute (auch: hier und jetzt) geschieht; was also der Fall ist, soll(te) beschrieben werden, und im Zuge der Beschreibung entsteht vielleicht ein ungeschnittener Film, der dennoch zu erzählen vermag, wie es geworden ist und (noch) weiter werden wird.

Es ist die Stille aller Nächte,

die irgendwann,

in einer Nacht vereint,

den Augenblick verewigt.

bookmark_borderNachtspiel II

Wird nicht, wer auf Rot gesetzt hat, hoffen, Rot möge auch kommen? Wird die Hoffnung nicht deutlich geringer ausfallen, wenn nur auf eine einzige Zahl gesetzt wurde? Ist die Hoffnung also nichts anderes als eine von vielen Wetten auf die Zukunft? Und gilt für sie nicht dasselbe, wie für alle Wetten: Je größer die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen eines Ereignisses, desto größer die Hoffnung, dass die Wette gewonnen werden möge?

Alle Regeln leiden regelmäßig unter allergrößter Verletzungsgefahr. Vielleicht kennt der Falschspieler die Regeln am besten, aber er braucht sie dennoch dringend, um überhaupt falsch spielen zu können. So lange wir leben, (gewinnen und) verlieren wir; so lange wir verlieren (und gewinnen), leben wir. Warum verlieren wir eigentlich so ungern?

Nicht in den Tag, in die Nacht hinein zu leben, könnte ein Ziel sein, um besser sehen zu können.

bookmark_borderNachtstille

Die Stille ist aktiv. Sie empfängt nicht nur; sie macht auch empfänglich. Und sie ist – nicht zuletzt – Voraussetzung, um darüber nachdenken zu können, was sie eigentlich sei.

Die Wort-Laute selbst, nicht nur die Wörter innerhalb ihrer Wortfelder, erzeugen Gefühle. Der Wortlaut, auch dieser hier, führt hingegen nur vor, wie das „Läutende“ zum Schweigen gebracht wurde, um eine gewisse Ordnung herzustellen. „Immer wieder musst du ganz zurück.“ (Bettina Hirschberg)