Wenn ein Märchen zu Ende erzählt ist, wenn auf der Schlusseinstellung eines Films der Abspann zu sehen ist, wenn der Schiedsrichter mit dem letzten Pfiff das Spiel beendet oder sich die Schauspieler auf der Bühne ein allerletztes Mal verbeugen, ehe das Saallicht angeht und sich auf nächtlicher Straße eine Gruppe von Menschen in verschiedenen Richtungen voneinander entfernt … Also, immer dann, wenn etwas vorbei ist und noch nichts in Sicht, was schon wieder Anfang genannt werden könnte, trägt uns das soeben Erlebte eine Zeit lang in den Tag oder in die Nacht und ermöglicht – wie vielleicht nur dann – ein Nachsehen, auch bei uns selbst, als Besinnung und Innehalten, als zeitloses Erinnern an namenlose Heimat. Und der Nachhauseweg erhält mit einem Mal ungewohnte Aufmerksamkeit.
Kategorie: Nachtgedanken
bookmark_borderFrei
Die Gedanken sind / das (der) Denken(de) ist immerhin frei genug, um für möglich halten zu können, dass dies auch eine Illusion, ganz anders oder schlicht falsch sein kann.
bookmark_borderVom Zweifel
Erkenne Deinen Sinn und Deine Aufgabe; bezweifle ihn und sie, bleibe ein Unsicherer!
bookmark_borderDas Eigentliche
Das Eigentliche: was mir eigen ist; jede Objektivierung begleitet die Überheblichkeit, das Eigene könne darüber hinaus wesentlich sein; wesentlich zur Wahrheit beitragen könnte allenfalls die Anerkennung der Beschränktheit des jeweils Eigenen. Danach auch zu leben – das wäre es, eigentlich.
bookmark_borderDer Erzähler
Der Erzähler zählt nicht seine Wörter, seine Sätze oder die Seiten; für ihn zählen die Stunden und Tage, die das Erzählen beförderten. Der Erzähler zählt erst, wenn die Zahl seiner Leser/innen kaum mehr zu zählen ist.
„Erzähl‘ mir nichts“ – das heißt so viel, wie: „Mach‘ mir nichts vor, das stimmt ja doch nicht, was du erzählen willst.“
Was immer stimmt, das sind die Zahlen. „Die Zahlen sprechen eine andere Sprache“, hören wir täglich. Oder, wer nicht (bis drei) zählen könne, tauge nichts, sei dumm. Die Zahlen selbst werden zur Wahrheit erklärt. Der Erzähler aber kommt nur vom „Hundertsten ins Tausendste“. Er zählt nichts, er zählt nicht – normalerweise.